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Vom Hegen und Pflegen

Ein Blick hinter die Kulissen des Botanischen Gartens

Pflanzensprechstunden, Anzucht von Jungpflanzen oder Schatzsuchen: Ein vielseitiges Angebot lockt Jung und Alt in den Botanischen Garten. Das gärtnerische Team sorgt dafür, die Pflanzenwelt der Einrichtung zu erhalten. Zu Besuch an dem Ort, an dem jeder Daumen grün ist.


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Um feuchtwarme Biotope wie das Tropenhaus zu bewässern, benötigen die Gärtnerinnen und Gärtner des Botanischen Gartens täglich etwa drei Stunden. Fotos: Thomas Kunz

Unzählige Geräusche und Gerüche strömen aus allen Ecken. Nutzpflanzen wie Kakao und Sternfrucht, die ursprünglich in weit entfernten Weltregionen beheimatet sind, wachsen im Tropenhaus des Botanischen Gartens üppig in die Höhe. Um ein solches feuchtwarmes Biotop zu bewässern, brauchen die Gärtnerinnen und Gärtner täglich etwa drei Stunden. „Bei uns im Team haben alle ihren eigenen Bereich“, erklärt Regina Müller. „Das Tropenhaus zu pflegen und zu bewässern, gehört zu meinen Aufgaben.“ Neben dem Tropenhaus liegen das Französisch-Guyana-Haus, das Sukkulentenhaus sowie das Farnhaus, welches laut der Gärtnerin einen ganz besonderen Charme besitzt: „Mit seinen Farngewächsen beherbergt es lebende Fossilien, die bis in die Karbonzeit vor etwa 360-300 Millionen Jahren reichen. Wir reisen hier also nicht nur um die Welt, sondern auch zurück in die Vergangenheit.“

Kampf gegen Trockenheit

In den Sommermonaten schützen sich viele Bäume vor der Trockenheit, indem sie ihr Laub abwerfen. Allerdings speichern die Blätter Wasser und wichtige Nährstoffe, die den Baum gesund und am Leben halten. „Ein geschwächter Baum ist anfällig für Schädlinge wie beispielsweise Pilze oder Borkenkäfer. Wir müssen den Zustand unserer Schützlinge daher regelmäßig kontrollieren“, erklärt Gärtnermeister Dirk Rohleder. Sein Team führt solche Kontrollen mindestens zweimal jährlich sowie nach besonderen Wetterereignissen wie Stürmen und Schneefall durch. Ist einer der Bäume nicht mehr zu retten, muss er gefällt werden.

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Mit Hilfe einer Tropfschlauchbewässerung führt Gärtnermeister Dirk Rohleder Bäumen wie der Sumpfzypresse besonders in Zeiten starker Trockenheit Wasser zu.

Auch die Sumpfzypressen im Garten haben es schwer: Sie stammen aus den südlichen Gebieten Nordamerikas, in denen es in der Regel viel regnet. Die Wurzeln der Bäume breiten sich tellerförmig in den oberen Bodenschichten aus und nehmen dort Nährstoffe und Wasser auf. Im Botanischen Garten erhält der Flachwurzler, der häufig in Flussdeltas vorkommt, allerdings nicht genügend Wasser, unter anderem weil der Grundwasserpegel in Freiburg seit Jahren sinkt. Bei der Sumpfzypresse verwenden die Gärtner daher eine Tropfschlauchbewässerung. „Mit Hilfe eines Schlauchsystems, welches kleine Düsen in Abständen von 20 cm besitzt, führen wir der Pflanze über Nacht langsam Wassertropfen zu. In Zukunft wollen wir auf diese Weise den Garten bewässern“, meint Rohleder. Das Bewässerungssystem erhielt der Botanische Garten als Spende vom Förderverein Alumni Freiburg e.V. der Universität Freiburg. Das gleiche System nutzt das gärtnerische Team auch für Kiefern, die im Alpinum, einem anderen Bereich des Gartens, an Trockenheit leiden.

Saatgut für jeden Bedarf

Um das Alpinum mit Pflanzen aus Bergregionen wie den Alpen, dem Kaukasus und dem Himalaya kümmert sich seit 25 Jahren Anita Löffler-Ganter. „Seit jeher ist das Alpinum mein Bereich. Ich muss hier viel Hand anlegen und Unkraut zupfen, aber das muss nun einmal erledigt werden“, erklärt die Freilandgärtnerin, die zudem das Saatgut des Botanischen Gartens betreut. Nachdem dieses von ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen geerntet wurde, trocknet und reinigt sie es und stellt es für den Saatgutaustausch im Keller des Gärtnerstützpunkts zusammen. Bei diesem Programm können weltweite universitäre Einrichtungen wie Botanische Gärten, medizinische Abteilungen oder biologische Institute mit Hilfe von Katalogen Samen anbieten, bestellen und so untereinander austauschen. Löffler-Ganter erhält Bestellungen und Lieferungen aus aller Welt: „Uns ist es aber auch besonders wichtig, eigenes Saatgut zu verwenden und zu Pflanzen heranzuziehen.“

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Ob Alpen, Kaukasus oder Himalaya: Freilandgärtnerin Anita Löffler-Ganter ist seit 25 Jahren mit der Pflanzenwelt verschiedener Bergregionen vertraut.

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In den Anzuchtsgewächshauszellen vermehrt das gärtnerische Team Saatgut und zieht es zu Jungpflanzen heran.

Der Gärtnerstützpunkt vereint Schaugewächshäuser und insgesamt 14 Anzuchtgewächshauszellen: In diesen Räumen vermehrt das gärtnerische Team eigenes und bestelltes Saatgut und zieht es zu Jungpflanzen heran. Die beispielsweise jungen Kakteen, fleischfressenden Pflanzen oder Bäume pflanzen sie in den Gewächshäusern oder im Garten an und stellen sie Forschenden für Versuche zur Verfügung. Besucher können die Exemplare vor Ort bestaunen und gegen eine freiwillige Spende überschüssige Pflanzen im Eingangsbereich mit nach Hause nehmen: „Von dem Erlös werden unter anderem Arbeitsmittel, spezielle Substrate oder auch Unterrichtsmaterialien und Fachzeitschriften für uns Auszubildende bezahlt“, erzählt Felix Schwarz, der sich in seinem dritten Lehrjahr zum Gärtner befindet.

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Bei Fragen rund um das heimische Grün: In der Pflanzensprechstunde geben die Auszubildenden beispielsweise hilfreiche Tipps gegen Schädlingsbefall.

Wöchentliche Pflanzensprechstunde

Wer nicht weiß, welche Pflanzenart sich auf dem heimischen Balkon befindet oder von welchem Schädling sie befallen ist, kann sich jeden Mittwoch zwischen 14 und 16 Uhr an das gärtnerische Team wenden. In dieser Pflanzensprechstunde begutachten die Expertinnen und Experten mitgebrachte Exemplare und ermitteln, um welche Pflanze es sich handelt oder ob und wie sich beispielsweise ein Pilzbefall bekämpfen lässt. Die Aufgabe übernehmen meist Auszubildende wie Schwarz: „Auf diese Weise können wir das, was wir in der Theorie gelernt haben, in die Praxis umsetzen. Sollten wir wirklich mal nicht weiterwissen, können wir Informationen auf dem Tablet nachschauen oder erfahrenere Kolleginnen und Kollegen um Hilfe bitten.“

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Versteckt inmitten von Pflanzen: Kinder verschiedener Altersstufen können im Botanischen Garten Pflanzen untersuchen, Rätsel lösen und am Ende sogar einen Schatz entdecken.

Der Botanische Garten bietet Führungen zu unterschiedlichen Themen wie beispielsweise Bionik, pflanzlichen Wuchsformen, Nutz- und Heilpflanzen, Evolution der Pflanzen und Bewegungen im Pflanzenreich an. Dr. Friederike Gallenmüller ist wissenschaftliche Betreuerin des Botanischen Gartens. Sie will auch die Jüngsten der Gesellschaft an die Welt der Pflanzen heranführen: mit den so genannten Schatzsuchen, die für Kinder in verschiedenen Altersstufen konzipiert sind. Familien, Geburtstagskinder mit ihren Gästen oder Schulklassen können an mehreren Stationen Rätsel lösen, indem sie verschiedene Pflanzen finden und untersuchen. Am Ende ergeben die richtigen Lösungen einen Code, mit dem sich eine Schatzkiste öffnen lässt. Darin befinden sich Samentütchen, Süßigkeiten oder andere, vorab von den Erwachsenen platzierte, Schätze. Mit dem Konzept verbindet Gallenmüller ein besonderes Lernziel: „Wir wollen es Kindern ermöglichen, sich aktiv und spielerisch mit der Pflanzenwelt des Botanischen Gartens zu beschäftigen. Dass sie das selbstständig und ohne die Anleitung von Erwachsenen tun, spielt dabei eine wesentliche Rolle.“

Patrick Siegert